Übernahme eines Franchisestandortes: Eine clevere Alternative zur Neueröffnung?

Sobald die Entscheidung gefallen ist, sich als Franchisenehmer selbstständig zu machen, denken viele Franchiseinteressenten vor allem an die Eröffnung eines neuen Standortes. Neben dieser Option bieten zahlreiche Systeme heute auch die Möglichkeit, einen laufenden Standort zu übernehmen. Lesen sie im folgenden Artikel, welche Vorteile das haben kann.

Die Neueröffnung eines Standortes ist ein sehr nachvollziehbarer Wunsch. Man möchte als Franchisegründer den Markt auf eigene Faust erobern und sich selbst und anderen damit sein unternehmerisches Talent beweisen. Außerdem erscheint es charmant, sich die Lage für das neue Arbeitsumfeld selbst auszusuchen. Dies lässt sich aber manchmal weniger leicht realisieren als vorab geahnt. Beispielsweise bei verbreiteten Gastronomiekonzepten, wie McDonald’s, sind die viel frequentierten Lagen häufig schon besetzt bzw. gibt die Zentrale genau vor, unter welchen Bedingungen überhaupt noch neue Standorte eröffnet werden können.

Bei beliebten Systemen wird es schwierig, direkt am Ort der Wahl oder in der eigenen Heimat „weiße Flecken“ auf der Systemlandkarte zu finden. Manche Systeme, wie zum Beispiel Subway, sind hier weniger rigoros. Sie lassen ihre Franchisepartner auch in unmittelbarer Nähe anderer Systemstandorte eröffnen. Wohin das im Ernstfall führen kann, war in den vergangenen Jahren des Öfteren in der Presse zu lesen. Der Wettbewerbsdruck im System wächst ins Unermessliche und viele Unternehmer müssen ihre Standorte unverrichteter Dinge wieder schließen. Hier muss sich der Unternehmer selbst fragen, ob er dieses Risiko tatsächlich eingehen möchte.

Ist die Standortwahl unkompliziert möglich, so liegt nahe, dass die Marke des Wunschsystems in dem Gebiet noch nicht sehr verbreitet und bekannt ist. Man wird somit zum Systempionier in der Lage. Der Markt muss neu erschlossen werden. Dies erfordert vom Unternehmer jede Menge Engagement und harte Vertriebsarbeit. Auch kann sich die so genannte Anlaufphase bis zur Stabilisierung des Geschäftes länger hinziehen, als das bei Systemeinstieg geplant war. Hier kann es dann schnell an die finanziellen Reserven des Unternehmers gehen, während der Markterfolg noch auf sich warten lässt.

Warum sollte man demnach nicht die Alternative der Übernahme eines bestehenden Standortes in Betracht ziehen? Viele Franchisesysteme werben bereits für Standorte, die es neu zu besetzen gilt. Erhebliche Vorteile sind zu erwarten: Eine bestehende Ladeneinrichtung kann übernommen werden und der erarbeitete Kundenstamm steht dem Unternehmer bereits bei der Startphase zur Verfügung. Natürlich gilt es vorab genau zu hinterfragen, welche Gründe zur Abgabe des Standortes geführt haben. Sehr häufig wird der Unternehmer aus Altersgründen oder wegen Vertragsende ausgeschieden sein. Auch eine schwere Erkrankung oder andere persönliche Gründe führen vielfach zur Beendigung einer Franchisezusammenarbeit.

Dass der Standort wegen seines schwierigen Potenzials abgegeben wurde, sollte vorab unbedingt ausgeschlossen werden. Seriöse Systeme sind grundsätzlich nicht an der Weitergabe wenig aussichtsreicher Standorte interessiert, weswegen man sich bei guter Systemauswahl sicher sein kann, nur tragfähige Betriebe angeboten zu bekommen.

Im Falle einer Übernahme geht es dann um die konkrete Kaufpreisermittlung. Auf den regulären Kaufpreis für die vorhandenen Einrichtungen und Sachgüter wird erwartungsgemäß eine Prämie aufgeschlagen. Diese erhält der abgebende Franchisepartner für seine Marktaufbauleistung und die damit weniger schwierige Anlaufphase für den Nachfolger. In der Vergangenheit hat sich die Kaufpreiseinigung teilweise als schwieriger Prozess herausgestellt. Die Vorstellungen des Übergebers stimmen nicht immer mit denen des Übernehmers überein. Allerdings zeichnet sich in den vergangenen Jahren ein neuer Trend in der deutschen Franchisewirtschaft ab.

Die Reglung der Nachfolge wird von vielen Systemen zunehmend professionell und frühzeitig organisiert. Schon beim Abschluss des Franchisevertrages wird eine feste Kaufpreisformel vereinbart, so dass die Höhe der Ablösesumme bei einem Systemausstieg für alle Seiten von Beginn an klar ist. Hat das Wunschsystem so vorgesorgt, haben sie als potenzieller Nachfolger die Sicherheit, dass die Kaufpreisformel objektiv und marktgerecht ermittelt wurde und der Erwerb ein lohnendes Investment sein kann. Außerdem ist es wahrscheinlich, dass der Übernahmeprozess in mehreren Schritten geführt durch die Zentrale oder eine angebundene Beratung organisiert wird. So werden die Interessenslagen und Fragen aller Beteiligten gemeinsam auf den Tisch gebracht und diskutiert. Die Übernahme kann dann reibungslos ablaufen und für alle Parteien zum erfolgreichen und erwünschten Ergebnis führen.

Fazit

Die Übernahme eines Franchisestandortes kann somit – so der Prozess gut vom System vorbereitet wurde – eine interessante und unkomplizierte Alternative für den Systemeinstieg sein. Scheuen sie sich als Franchiseinteressent daher nicht, ihren Systemansprechpartner in den ersten Gesprächen nach dieser Alternative zu befragen und für sich die individuellen Vor- und Nachteile abzuwägen.

Autorin: Dr. Gerlinde Zimmermann, geb. Brinkel

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